PNP: KuLaMu-Steige sind auch bei Regen schön, 24. Oktober 2007Historische Kulturlandschaft wird mit Museumsprojekt in Mittelpunkt gestellt - Steige, Theater, MitmachaktionenNatürlich ist bei strahlendem Sonnenschein und schönem Wanderwetter der Triftsteig schöner zu erleben - aber auch die Teilnehmer der verregneten "Sonderführung" sind fasziniert gewesen vom Gelände und den Erklärungstafeln. (Foto: Steiml) von Reinhold Steiml Bischofsreut/Haidmühle. In der Grenzgemeinde Haidmühle wird die historische und in großen Bereichen noch unverfälscht vorhandene Kulturlandschaft gezielt in Szene gesetzt. Das tut schon seit Jahren der Verein „Bischofsreuter Waldhufen“, aber mit dem Projekt „Kulturlandschaftsmuseum Grenzerfahrung“, kurz KuLaMu, werden diese Bemühungen noch wesentlich verstärkt. Wie weit das Projekt schon vorangeschritten ist, mit wie viel Liebe zum Detail die schon vorhandenen Steige angelegt wurden, warum man unbedingt auch ein Haus als Mittelpunkt haben will und einen Träger sucht und wie gut geführte Wanderungen, Mitmachaktionen und das so außergewöhnliche „Bewegte Theater“ ankommen, das zeigten die Verantwortlichen mehreren Bürgermeistern und Touristikern. Eben Multiplikatoren aus der Region, damit auch sie in ihrem Umfeld aufmerksam machen auf diese neue Einrichtung, die Urlaubern wie Einheimischen, Schulen wie Wandergruppen gleichermaßen zur Verfügung stehen. Fördervereinsvorsitzender Erich Dorner zieht sich ein bodenlanges Regencape über, Jandelsbrunns Bürgermeister Hans Wegerbauer stapft durch Wasserlachen bei der Kreuzbachklause, seinen Kollegen Eduard Schmid wässert es auf den Wässerwiesen ganz schön ein. Sie haben ausgerechnet einen ungemütlichen Regentag erwischt, als sie von Bürgermeister Fritz Gibis begrüßt und anschließend von Andreas Bürger vom FNL-Planungsbüro über die Steige geführt werden. Weil’s gar so schüttet, steigen sie zwischendurch immer wieder mal auch in einen Riedl-Bus ein, der sie von Etappe zu Etappe fährt. Aber eines erkennen die Gäste dank der Informationen von Bürger und Dorner sowie bei den Stationen entlang der Steige ohnehin: Das, was da bisher für das KuLaMu geschaffen wurde, kann sich auch bei schlechtem Wetter sehen lassen. Im Rahmen eines Interreg-III-Projektes (50 Prozent der Kosten wurden bisher übernommen) und mit Kofinanzierung durch den Bayerischen Kulturfonds (40 %) richtet die Gemeinde Haidmühle das Kulturlandschaftsmuseum Grenzerfahrung ein, das gerade vom FNL seit Anbeginn bestens betreut wird. Das KuLaMu ist eine Art Freilichtmuseum. Im Gegensatz zu herkömmlichen Freilicht-Einrichtungen werden aber die Exponate jedoch an ihrem angestammten Platz in der Landschaft belassen und dort erlebnisreich präsentiert. Hierzu zählen mystische Hohlwege des Goldenen Steiges (nahe Marchhäuser konnten die Besucher hautnah erleben, was es hieß, bei Regen und Kälte einst als Säumer schwerbepackt durch die Lande gen Böhmen zu ziehen), es gehören dazu die Triftkanäle über die Europäische Hauptwasserscheide hinweg (eindrucksvoll an der Kreuzbachklause gezeigt), einst angelegte Fluren, Dorfwüstungen, Wässerwiesen, auf denen das Wasser aufwärts zu fließen scheint. All diese Dinge - auf Wunsch von geschulten Führern bei Gruppenwanderungen gezeigt - können auf den drei bereits fertigen und mit spannenden Info-Tafeln bestückten Steigen bestaunt werden. Der Name „Grenzerfahrung“ ist mit Bedacht gewählt, erfährt doch der Besucher davon, was es heißt, hier an der Landesgrenze in fast tausend Metern Höhe unter schwierigsten klimatischen Bedingungen zu leben. Dieses „Leben an der Grenze der Lebensmöglichkeit“ zieht sich wie ein roter Faden durch das Museumskonzept. Es wurde eigens ein Förderverein gegründet, der in Erich Dorner einen umtriebigen Vorstand hat und in dem sich schon zeigt, dass das KuLaMu von den Bürgern mitgetragen wird. Dorner: „Mich freut, dass sich die Bevölkerung schon fest identifiziert mit dem KuLa Mu, dass sie sich einbringt, dass sie Privatgrund für die Steigstrecken zur Verfügung stellt.“ Ein tolles Beispiel stellten im Regen auch Michael Sellner und Erich Dorner vor: Das „Bewegte Theater“. Die Bischofsreuter Theatergruppe hat von Michael Sellner geschriebene Spielszenen einstudiert, die auf eine Zeitreise in die Vergangenheit an der bayerisch-böhmischen Grenze leiten und die die Darsteller während geführter Wanderungen im Gelände aufführen: wie der Herr Geometer arbeitet, Kirchgängerinnen auf dem beschwerlichen Weg durch den Wald sind, Bauern auf der Wässerwiese streiten, auf dem Feld Steine geklaubt werden. „Unsere Wanderungen, unsere Aktionen zum Mitmachen, unser Theater kommen gut an“, freut sich Dorner, der für den Winter auch schon Ideen in petto hat: „Schließlich haben die Menschen ja auch im Winter hier gelebt - und auch das wollen wir zeigen.“ Andreas Bürger freut sich über das Interesse und betont, dass die drei fertigen Steige, die Führungen, Wanderungen, Theateraufführungen nur ein Teil sind - wichtig wäre auch das Haus, die Zentrale quasi. Derzeit gibt es am Bischofsreuter Kirchplatz eine Art Info-Mittelpunkt. Aber großes Ziel wäre der Umbau des alten, leerstehenden Bischofsreuter Schulhauses zum KuLaMu-Haus. Weil das dann auch unterhalten gehört, bedarf es eines Trägers. Einen solchen zu finden, ist auch ein großes Bemühen - damit es weitergeht, was mit bisher rund 300 000 Euro Einsatz von den Geldgebern EU, Bayerischer Kulturfonds und Gemeinde sowie den Unterstützern wie bayerische Staatsforsten, Landkreis Freyung-Grafenau und Euregio begonnen worden ist. |