Kulturlandschaftsmuseum Grenzerfahrung

PNP: KuLaMu: Auf der Suche nach einem Träger , 25. Februar 2008

Passauer Neue Presse

Viel Lob für Kulturlandschaftsmuseum - Runder Tisch: Konkrete Aussagen schwierig, aber Bemühungen spürbar

von Reinhold Steiml

Haidmühle/Bischofsreut.Die Einheimischen, die Lehrer, die Urlauber, die Schüler, Institutionen aus Stadt und Land - sie alle sind begeistert über das Angebot, das das „KuLaMu“, das „Kulturlandschaftsmuseum Grenzerfahrung“, bisher schon auf die Beine gestellt hat, obwohl noch gar kein zentrales Gebäude und auch kein Träger vorhanden sind. Doch nun hat das Projekt für die Ehrenamtlichen eine Größenordnung erreicht, wo es ohne konkrete Hilfe kaum mehr geht. Ein „runder Tisch“ war anberaumt - und es ist Bewegung in die Bemühungen gekommen, da anzupacken. Aber ein Patentrezept ist trotz aller positiven Bekundungen nicht gefunden worden. Dennoch wurden Wege aufgezeigt, wo und wie schnellstens Förderanträge gestellt werden sollen.
Der Gesandte des Fürstbischof - Michael Sellner in Kostüm - hatte die Vertreter von Landkreis, Regierung, Euregio, Freistaat, Bezirk, FNL, Förderverein, Gemeinde, Tourismus begrüßt, denen Bürgermeister Fritz Gibis klipp und klar sagte: „Wir brauchen Euch bei der Suche nach einem Träger und für die Zukunft des KuLaMu!“ Denn diese Einrichtung, in deren Mittelpunkt die so einzigartige Kulturlandschaft dieser bayerisch-böhmischen Grenzregion in der Gemeinde Haidmühle steht, habe dank des Einsatzes der Initiatoren dermaßen Fahrt aufgenommen, dass sie heute als Attraktion für die ganze Region gelte. Die Folge: „Gemeinde, Förderverein, FNL und ehrenamtliche Helfer können da nicht mehr alleine weitermachen.“

Steige und Programme da - aber kein Haus

Es brauche eine überregionale Vernetzung, das Kulturlandschaftshaus (jetziges leerstehende Bischofsreuter Schulhaus) gehöre realisiert, es bedürfe eines Trägers. Eine finanzschwache Gemeinde wie Haidmühle sei da überfordert. 307 000 Euro seien schon eingesetzt worden, 40 Prozent davon über den Kulturfonds Bayern (wofür er MdL Dr. Gerhard Waschler dankte), 50 Prozent über Interreg III-Mittel (wo sich Landrat Alexander Muthmann als Euregiovorsitzender und Kaspar Sammer als Geschäftsführer stark eingesetzt hatten) und immerhin 10 Prozent habe Haidmühle beigesteuert. Nicht mit Geld aufzuwiegen sei zudem, was durch den Förderverein mit all seinen Aktivitäten gestaltet worden sei.
Robert Rossa vom planenden FNL-Büro erinnerte, dass das KuLaMu aus einem Naturschutzprojekt und über die „Bischofsreuter Waldhufen“ sich entwickelt habe und er lobte die Rolle, die die Kommune und die Bevölkerung dabei gespielt hatten. Das KuLaMu präsentiere mit seinen Steigen und Programmen diese Kulturlandschaft als das große Kapital dieser Region, für die wirtschaftliche Entwicklung und den sanften Tourismus: „Ein einzigartiger, repräsentativer Ausschnitt aus einer extensiv genutzten Mittelgebirgslandschaft im bayerisch-böhmischen Grenzbereich.“
Robert Rossa und Fördervereinsvorsitzender Erich Dorner schilderten, was schon alles realisiert worden ist: Flursteig, Goldener Steig, Triftsteig seien entstanden, Leute zu Museumslandschaftsführern ausgebildet worden, der Förderverein habe mit Sommer- und Winterprogrammen draußen auf den Steigen attraktive Veranstaltungen am Laufen, ob nun bewegtes Theater oder Waldwerkstatt, Erlebnisführungen oder Wanderungen: „Das Museum lebt!“ Geplant seien weitere Steige wie „Artenvielfalt“ (40 000 Euro, Finanzierung gesichert) oder der „Haidmühler Industriesteig“ (80 000 Euro, noch in Planung), wo von Torfabbau über Hammerwerke bis hin zur alten Bahnlinie die einstigen Wirtschaftsmöglichkeiten gezeigt werden sollen. MdL Dr. Waschler zeigte sich zuversichtlich, dass hier der bayerische Kulturfonds mithelfen werde.
Dorner: „Wir wollen weiter die Begeisterung schüren, das Ganze am Laufen lassen, weil unsere Mitglieder voll dahinterstehen!“ Das verdeutlichte auch 2. Vorsitzender Leo Kornegger („die ganze Gmoa ist dabei und die Bischofsreuter wünschen sich halt, dass das was wird mit dem alten Schulhaus als KuLaMu-Haus“). Und Anja Kienitz als Jugendherbergsleiterin aus Frauenberg und so aktives Fördervereinsmitglied äußerte sich ebenso überschwänglich über die Identifizierung mit dem Projekt - verdeutlichte aber auch, dass man am Ende der Fahnenstange, was ehrenamtliches Engagement anbetrifft, angekommen sei. Dorner: 1200 Besucher habe man im Sommer in Kleingruppen über die Steige geführt, habe Akzeptanz geschürt, Programme entwickelt, Wege gefunden, auch zur Bildungseinrichtung für Lehrer ist man geworden, Kooperationen mit den tschechischen Nachbarn sind angekurbelt, das KuLaMu wird für den Tourismus genutzt: „Immense Arbeit, die nur durch das riesige Engagement unserer Leute möglich war und ist!“

Besucherresonanz spricht Bände

Ihr aller Fazit: „Das KuLaMu lebt, braucht aber nun mehrere Schultern; es wäre jammerschade, wenn eine Stagnation eintrete. Deshalb der Appell: Helft uns!“ Das KuLaMu brauche eine Anlaufstelle, brauche eine Zentrale, brauche einen Träger, was auch Gerlinde Madl vom Tourismusbüro verdeutlichte.
Ernst Obermeier als Chef des FNL-Büros rechnete hoch, dass pro Jahr derzeit rund 46 000 Euro laufende Kosten durch ehrenamtliche Tätigkeit abgedeckt werde. Er glaubt, dass ein einmal fest laufendes KuLaMu 180 000 Euro Betriebskosten verursache, von denen über 110 000 an Einnahmen hereinkämen. Diese Kosten zeigten - und dazu die notwendigen Aufgaben wie Vernetzung mit Tschechien, Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, Verwaltung - , dass es ohne Mittelpunkt, ohne Personal nicht mehr in der jetzigen Form weitergehe.
Doch die Umsetzung wird sich schwierig gestalten. Das zeigten schon die Aussagen der Angesprochenen. Ideelle Hilfe, Unterstützung bei konkreten Projekten sei keine Frage, aber konkreter Träger und Beteiligung an laufenden Kosten sei eine weitaus schwierigere Sache. Patentrezept wurde keines präsentiert.
MdL Konrad Kobler lobte das „großartige Engagement“ und sieht eine moralische Verpflichtung der Politik, Schützenhilfe zu geben, weil die Ehrenamtlichen und die Gemeinde nicht allein gelassen werden sollten. Sein Landtagskollege Dr. Gerhard Waschler will „bei verschiedenen Ministerien anklopfen für das fantastische Projekt, das ein Stück kulturelle Identität liefert“. Regionalförderung, eventuell über Dorferneuerung, klassisches grenzüberschreitendes Projekt und somit für Euregio prädestiniert, glaubt er. Auch im Bereich „Umweltbildung“ müsste nach Möglichkeiten gesucht werden.
Landrat Alexander Muthmann brachte die Agentur für Arbeit ins Spiel, eruiert werden müsse, welche Töpfe „anzapfbar“ seien; der Landkreis könnte sich an Projektförderung beteiligen. Bezirksrat Hans Blöchinger verneigte sich vor der „klasse Leistung“ und meinte auch, dass der Bezirk Projektarbeiten bezuschussen könne, Ausstellungen unterstützen werde, fachlich mitarbeiten könne. Er erinnerte aber auch an etwas Anderes: „Bei der Naturparkerweiterung hat man sich auf Haidmühle verlassen können und da sollte man jetzt auch in die Pflicht genommen werden, wo es darum geht, die Gemeinde mit einem Projekt zu unterstützen.“ Walter Czapka von der niederbayerischen Regierung sprach von Fördermöglichkeiten von zeitlich begrenzten Projekten, konnte aber über personelles Management oder Trägerschaft keine konkreten Zusagen machen. Gerne behilflich sei man bei der Suche nach Partnern und Förderungen in den verschiedensten Richtungen.

Gute Tipps werden konkrete Anfragen

Dass der Naturpark als Träger vorerst ausscheide, betonte Hartwig Löfflmann von dieser Organisation. Der Landkreis wäre zwar groß genug für eine weitere Außenstelle, doch es fehle am Geld. Er brachte vielmehr den Gedanken an einen „Gebietsbetreuer“ für die Region Haidel/Dreisessel ins Gespräch. Und Euregio-Geschäftsführer Kaspar Sammer riet zu drei Dingen: die Agentur für Arbeit einschalten, die Uni Passau ins Boot holen und die Chancen mit Ziel-III-Programme nützen. Größter Hemmschuh werde aber auch hier der Umstand sein, dass die Kofinanzierung geregelt sein müsste.
Es war deutlich, dass die Initiatoren dieses „runden Tisches“ mehr an Lösungsideen hätten hören wollen; aber auch das Bemühen Aller um eine Lösung lässt hoffen. Bürgermeister Fritz Gibis erinnerte daran, dass der Freistaat ja auch beim Waldgeschichtlichen Museum in Sankt Oswald Nägel mit Köpfen gemacht habe. Seine Gemeinde müsse sicherlich haushalten; doch das Gebäude und das Grundstück brächte man ein - und alle mögliche Unterstützung, zu der man imstande sei. Nun will man auf jeden Fall Anträge und Anfragen bei den in die Diskussion gebrachten Institutionen stellen.

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